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Gleitsegelwetter

Fliegt ihr denn überhaupt bei dem Wetter?

Stefan Hörmann
Stefan Hörmann
Gleitsegelwetter.de begeisterter Gleitschirmpilot und Meteorologe mit Schwerpunkt Alpin- und Flugmeteorologie.

Hallo beisammen,
Felix Welzenbach hat eine interessante, einfach zu lesende Zusammenstellung über die Kaltfrontdurchgänge dieses Sommers geschrieben. Schaut mal rein.
http://www.wzforum.de/forum2/read.php?2,1412783

Der Schein trügt nicht, dass wir 2008 einen der schlechtesten Flugsommer seit vielen Jahren haben. Ich kann mich in meinen acht Jahren, in denen ich fliege, nicht an so beständig schlechtes Flugwetter erinnern wie dieses Jahr. Dabei begann es so verheißungsvoll mit, so möchte ich behaupten, fast maximal erreichbarer Flugzeit im Frühjahr. Dann gab es noch einen Tag im Mai. Das war es dann.

Seither mussten wir 17 Kaltfronten über uns ergehen, über uns abregnen lassen. Was Felix nicht geschrieben hat, und für uns sehr wichtig ist, das hole ich im Laufe dieses Artikels noch nach.

Zu folgenden Terminen gingen die Kaltfronten durch

Juni Juli August September
10.6 3.7. 1.8. ???
20.6 6.7. 4.8. :-(
23.6. 11.7. 8.8.
26.6. 16.7. 9.8.
29.6 19.7. 11.8.
12.8.
15.8.
20.8.
22.8.

19, eine unfassbare Zahl schlechter Flugtage

Bis dahin haben wird 19 Kaltfronten gezählt und der Sommer geht noch eine Weile. Nicht mitgezählt sind übrigens die präfrontalen, teilweise auch imposant aufgetretenen Gewitterlagen wie am vergangenen Wochenende. Würde man sie mitzählen, würde man auf eine unfassbare Zahl schlechter Flugtage kommen.

Da muss es dann nicht wundern, dass es bald jeden dritten Tag geregnet hat, es mehr als 150% vom Niederschlagssoll gab. Zu kalt wird er aber nicht werden, dieser Sommer. Dazu war die Luftmasse dann doch zu mild. Starke Kaltfrontdurchgänge mit Polarluft gab es zwar mal zu zwei oder drei Terminen, aber nie konnte sich die Kaltluft halten. Sie hätte so gut getan, damit die Atmosphäre einmal zur Ruhe hätte kommen können.

Das war nicht der Fall. Stattdessen peitschte die Westlage mit Einschüben von feucht-labilen Luftmassen über Mitteleuropa. Grund: Ein für Sommer sehr starker Druckgradient über alle Höhenschichten lag an. Das Azoren-Hoch liegt zwar in seiner nördlichen Ausdehnung im Soll, evtl. etwas südlicher, doch im hohen Norden lag so viel Kaltluft bereit, dass sich die Frontalzone stets in starker Manier gegen unsere Interessen in Mitteleuropa gestellt hat. Mit anhaltenden kräftigem Trogeinfluß im Norden unter recht kalter Luftmasse sowie Zufuhr immer wärmer werdender Luft aus Südwesten wurde die Frontalzone durch den großen Temperaturkontrast am Leben erhalten. Ein überaus großer Druckgradient über alle Höhenschichten spiegelt seit vielen Wochen die Westlage wieder. Gar kann man von einem unglaublich starken Druckgradienten für die Sommermonate sprechen. Wir mussten es leidvoll erfassen wenn wir Fetzen und Stecken haben im Sack stecken lassen mussten.

Nie gutes Flugwetter

aktuelle Aufnahme Meteosat 8 vom 4. Juli 13 Uhr
aktuelle Aufnahme Meteosat 8 vom 4. Juli 13 Uhr
zur Verfügung gestellt von Wetter-Jetzt.de. Viel besser kann sich eine Front wolkenmäßig nicht darstellen.

Bei so viel Wind aus Westen konnte sich auch nie richtig gutes Flugwetter durchsetzen. War eine Kaltfront durchgezogen, waren die Rückseitenlagen einerseits sehr oft zu labil und damit zu turbulent, anderseits wurde die frische, thermisch aktive Luftmasse sehr häufig von dem nächsten Frontenzug eingeholt. Und wie das nun mal so ist, wenn das Wettergeschehen sich einmal lehrbuchmäßig verhält, sind im Zeitraffertempo über die Rückseitenluft die nächsten Warmfronten rüber gezogen. Diese waren zwar selten wetterwirksam, doch mit Zufuhr von ziemlich warmer Höhenluft wurde die Schichtung sehr schnell wieder soweit stabilisiert, dass es nicht gescheit zu Fliegen ging. Markante Sperrschichten waren häufig unser Limiter.

Nicht nur war es durch Luftmassenzufuhr schnell stabil geworden, auch sorgte der große Feuchteeintrag durch die vielen Niederschlagssituation für sehr nasse, häufig sehr durchnässte Hänge und dies im Besonderen in den nördliche Zentralalpen. Trotz freundlicher Phasen dazwischen reichten die stabilen Phasen nicht aus, das Feuchtepotential abzubauen, ja führte das große Feuchteangebot selbst zur zeitweisen, neuerlichen Labilisierung. Zum einen durch Verdunstung, zum anderen durch die sogenannte Evotranspiration, also den Feuchteintrag durch Verdunstung durch das Atmen der Vegetation.

Viel Energie wurde zum Abtrocknen verbraten und so konnte sich über weite Strecken des Sommers nie wirklich gute Thermik entwickeln. Er war über weite Strecken und über viele Bereiche sehr selektiv mit kurzatmiger, blubberiger und damit auch immer etwas bockiger Thermik geblieben.

Stefan Hörmann - Gleitsegelwetter.

Und was machten die Modelle aus diesem Sommer?

Einerseits waren die Prognoseleistungen überaus bewundernswert, denn nicht nur trafen die vielen schlechten Wetterlagen auch plangemäß ein, sie sollten sogar noch häufiger zuschlagen als modelliert. So wundert es nicht, dass die Modelle in den letzten paar Wochen zwar immer wieder einmal stabilere Wetterphasen prognostiziert haben, diese aber dann, zum Leidwesen alle Streckenflieger, immer nach hinten rausgeschoben werden. Daran hat sich auch jetzt noch nichts geändert. Seit mehreren Tagen wollen die Modelle eine Änderung der Großwetterlage andauten. Sie ist nötig, dringend. Nur durch eine andere Strömungskonstellation kann sich stabileres Wetter durchsetzen.

Auch im überschaubaren Prognosebereich sind die Modellprognosen leider allzu oft allzu schlecht ausgefallen. Wer selber Prognosen detailliert ausarbeitet, diese nicht nur anderswo abkupfert, der kann bei einem solchen Sommer trotzdem ins Schwitzen kommen. Es gab quasi nie einen Tag an dem man hätte zur Ruhe kommen können. Ständig tat und tut sich was und wenn man mal nicht aufpasst, einen schlechten Tag hat... Die Quittung kommt. So waren auch viele von mir unterstützten Vorhaben entweder von vorn herein ins Wasser gefallen, oder man musste sehr lange auf einen Momentan waren, der einigermaßen brauchbares Wetter versprach. Wenn ich da an "8848m - 7 Gipfel in 24h" von Alex Rauter denke, eine Katastrophe kann ich Euch sagen. Mehr als sechs Wochen lang musste zugewartet werden, ehe sich eine kleine Lücke auftat. Seither, so sagte er mir vor kurzem am Festle für seine Supporter, " wär's nimmermehr gangen".

Bah, bitte. Jetzt einen schönen ruhigen Flugherbst. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Herbst besser als der Sommer wird. :-) Das ist weder eine Leistung noch eine Kunst, auf diesen Sommer des steten Zwischenhochfliegens.

Viele Grüße,
Stefan
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http://www.gleitsegelwetter.de - Ein Dienst im Auftrag der Piloten